Pressemitteilung zum Tag der Muttersprache am 21.02.2020

Sprachkurse am Institut für Interkulturelle Kommunikation Berlin

Viele verschiedene Muttersprachlerinnen und Muttersprachler gehen von Montag bis Freitag im Institut für Interkulturelle Kommunikation Berlin ein und aus. Das Ziel ist für alle gleich: Sie wollen Deutsch lernen oder sie wollen Deutsch unterrichten. Sie alle beschäftigen sich mit der deutschen Sprache als zweite Sprache. Aber welche Rolle spielt dabei die Muttersprache?

In der Wissenschaft wird das kontrovers diskutiert. Aber in einem Punkt sind sich alle einig: Mit der Wertschätzung der eigenen Muttersprache und mit dem Einbezug der Kompetenzen in der Muttersprache eignet man sich die zweite Sprache leichter an.

Wie sehen das die Lernenden? Welche Kompetenzen aus der Muttersprache setzen sie beim Deutschlernen ein?

Lernende aus einem Integrationskurs verraten, dass sie viel übersetzen und dass der Vergleich mit der Muttersprache wichtig ist. Eine Lernende bringt ein Beispiel: „Im Deutschen gibt es vier Fälle, im Ukrainischen gibt es sieben. Ich muss viele Verben lernen und ich muss die Fragen stellen: Wen? Wem? Es ist ein bisschen gleich, aber nicht alles. Ich muss viel lernen.“ Eine andere Lernende mit der gleichen Muttersprache berichtet: „Ich finde ein Wort im Deutschen, z. B. schreien und im Ukrainischen gibt es sieben Worte dafür. Dann weiß ich nicht, welches ich brauche.“

Auch unter den Mitarbeitenden und Lehrkräften des Instituts für Interkulturelle Kommunikation in Berlin gibt es verschiedene Muttersprachen. Inwiefern hilft ihre Muttersprache beim Unterrichten von Deutsch als Zweitsprache?

Ein Kursleiter erklärt es so: „Dadurch, dass ich selbst Deutsch gelernt habe, habe ich ein gutes Gefühl für die Schwierigkeiten im Deutschen. Darauf achte ich beim Unterrichten.“ Eine Kursleiterin bestätigt, dass das Verständnis über die Muttersprache hilft: „Bei Teilnehmenden, die systematisch Fehler machen, versuche ich herauszufinden, wie die Muttersprache aufgebaut ist, um dann kontrastiv vorzugehen.“

Kontrastiv wird in einem Nachmittagskurs, der im November 2019 am IIK e.V. Berlin in Kooperation mit dem Projekt KASA startete, vorgegangen. KASA steht für „Kontrastiver Ansatz im Situationsansatz“. Dieser Ansatz wurde am GIZ in Berlin Spandau entwickelt und seit mehreren Jahren in ganz Deutschland erprobt. Dieser Kurs richtet sich an arabischsprachige Erwachsene, die mit Rückgriff auf ihre Muttersprache Deutsch lernen. Vormittags besuchen die Teilnehmenden einen Integrationskurs mit Alphabetisierung, der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert wird. An zwei Nachmittagen lernen sie durch das Arabische Deutsch. Wie soll das gehen?

Ich war bei einer Stunde dabei. Alle Teilnehmenden begrüßen sich auf Arabisch. Auch die Lehrkraft spricht sie auf Arabisch an. Dann wird in Deutsch gewechselt. „Wie geht es Ihnen?“ fragt die Dozentin. Es herrscht eine positive Lernatmosphäre. „Man kann immer Beispiele aus dem Arabischen nehmen und es den Teilnehmenden in ganzen Sätzen auf Arabisch erklären. Zum Beispiel bei den Vokalen: Im Arabischen gibt es drei Vokale, im Deutschen sind es fünf. Oder zum Beispiel das „au“: Es gibt Silben im Arabischen, die den gleichen Doppellaut bilden.“ erklärt mir die Lehrkraft. Wenn die Teilnehmenden etwas nicht verstehen, fragen sie, mal in Deutsch, mal in Arabisch. Die Dozentin spricht beide Sprachen. Erst erklärt sie auf Deutsch, dann wiederholt sie auf Arabisch. Die Lernenden fühlen sich in dem KASA-Kurs gut aufgehoben: „Da ist eine intensive Betreuung und auf Arabisch erklärt, da verstehe ich es viel besser.“

Am Institut für Interkulturelle Kommunikation in Berlin stehen jeden Tag die Muttersprachen der Menschen im Fokus. Heute am Tag der Muttersprache soll die Wertschätzung der Muttersprache an die Öffentlichkeit getragen werden. Egal, in welchem Land wir uns befinden, die Muttersprache begleitet uns überall hin.

Über das IIK e.V. Berlin

Das IIK e.V. Berlin ist ein gemeinnütziger Verein, der registriert und zertifiziert ist und sich der Sprachförderung von Migrantinnen und Migranten sowie der Qualifizierung von Lehrkräften im Bereich Deutsch als Zweitsprache und Alphabetisierung widmet. Schwerpunkte unserer Arbeit sind die Entwicklung und Durchführung von Sprachkursen und Prüfungen sowie die Konzeption und Durchführung von Fort- und Weiterbildungsangeboten für Lehrkräfte in Integrations- und Alphabetisierungskursen.

Kontakt

Anja Böttinger

Bereichsleiterin Fort- und Weiterbildung

IIK Institut für Interkulturelle Kommunikation e.V. Berlin

Herzbergstraße 87

10365 Berlin

Tel.: 030 55263158

E-Mail: anja.boettinger@iik.berlin(Link sendet E-Mail)

Für mehr Informationen besuchen Sie www.iik.berlin oder kontaktieren Sie uns direkt unter info@iik.berlin(Link sendet E-Mail).

Datum
21.02.2020